Urs Fischer ist nicht mehr Trainer des 1. FC Union Berlin. Nach 14 Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen auf den letzten Platz in der Fußball-Bundesliga haben sich Verein und Coach am Mittwoch nach mehr als fünf Jahren meist sehr erfolgreicher Zusammenarbeit getrennt.
Drei Tage nach dem 0:4 (0:1) in der Bundesliga gegen Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen am Sonntag zog der Klub damit die Konsequenzen aus der sportlichen Krise. Als Interimstrainer wird vorerst Unions U19-Trainer Marco Grote die Mannschaft betreuen, das nächste Bundesliga-Spiel steht am 25. November gegen den FC Augsburg an.
„Für mich persönlich und sicherlich für die gesamte Union-Familie ist das ein sehr trauriger Moment. Es tut weh, dass es uns nicht gelungen ist, den Negativlauf der letzten Wochen zu durchbrechen“, sagte Unions Vereinspräsident Dirk Zingler. „Mit Blick auf die gemeinsame Zeit und die Erfolge, die wir zusammen gefeiert haben, bin ich dankbar und stolz. So schmerzhaft diese Trennung ist – Urs Fischer geht als Freund, der jederzeit mit offenen Armen von uns empfangen werden wird.“
Beispielloser Aufstieg
Die Zeit unter Fischer war bis zum Sommer die erfolgreichste der Union-Historie. Fischer übernahm den Klub zur Saison 2018/2019 und stieg gleich im ersten Jahr mit Union in die Bundesliga auf. Die Premierensaison in der Bundesliga beendete man auf Rang elf. Im zweiten Jahr bedeutete Rang sieben in der Abschlusstabelle die Teilnahme an der neu geschaffenen UEFA Conference League. Dieses Ergebnis wurde in den folgenden beiden Spielzeiten aber sogar noch getoppt: 2022 zog Union als Fünfter in die Europa League ein, 2023 bedeutete Rang vier die erstmalige Teilnahme an der Champions League. Doch in der aktuellen Saison lief es von Anfang an nicht. In der Bundesliga steckt Union mit sechs Punkten aus zehn Spielen tief im Abstiegskampf, in der Königsklasse gab es drei Niederlagen und ein Unentschieden.
Seit August hat Union kein Pflichtspiel mehr gewonnen. In der ersten Runde des DFB-Pokals und in den ersten beiden Bundesliga-Spielen gab es noch Siege zu feiern. Die Mannschaft war nach dem zweiten Spieltag sogar noch Tabellenführer. Dann aber rutschten die „Eisernen“ ungebremst ab. „Wir haben viel versucht, die Mannschaft hat viel aufgewendet, aber es hat sich nicht in Ergebnissen ausgezahlt. Für das Vertrauen, das ich hier jederzeit gespürt habe, bin ich sehr dankbar“, sagte Urs Fischer. „Trotzdem fühlt es sich richtig an, wenn jetzt eine Veränderung passiert: Manchmal hilft einer Mannschaft eben doch ein anderes Gesicht, eine andere Art der Ansprache, um eine Entwicklung auszulösen.“
Erster Bundesliga-Klub mit Co-Trainerin
Nun soll erstmal Grote die Trendwende einleiten. Ungewöhnlich für die Bundesliga: Mit Marie-Louise Eta assistiert ihm eine Frau. Eta ist eine ehemalige Bundesliga-Spielerin. Sie lief zwischen 2008 und 2018 für Turbine Potsdam, den Hamburger SV, den BV Cloppenburg und Werder Bremen auf. Von der U15 bis zur U23 spielte sie in deutschen Jugend-Nationalmannschaften. Für ein A-Länderspiel reichte es letztlich aber nicht.
Ihre Karriere als Trainerin begann Eta bei Werder Bremen, wo sie die männliche U15-Mannschaft trainierte. 2021 wechselte sie zum Deutschen Fußballbund (DFB), wo als Co-Trainerin der ehemaligen Nationalspielerin Bettina Wiegmann für die weibliche U-15-Nationalmannschaft agierte. Ab 2022 nahm Eta am Pro-Lizenz-Lehrgang an der DFB-Akademie Frankfurt teil.