Ukraine aktuell: Krim weiter im Visier ukrainischer Drohnen

Von | 23. Juli 2023

Das ukrainische Militär hat einen Angriff auf die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim bestätigt. Der Angriff am Samstag habe auf „militärische Einrichtungen“ gezielt und sei von den ukrainischen Streitkräften ausgeführt worden, hieß es aus Armeekreisen. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.

Der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Sergej Aksjonow hatte zuvor mitgeteilt, dass durch einen ukrainischen Drohnenangriff ein Munitionslager explodiert sei. Danach habe man in der Region Krasnogwardeiskoje eine Evakuierung im Umkreis von fünf Kilometern um das Lager beschlossen. Laut Aksjonow wurde nach dem Angriff der Zugverkehr auf der Krim vorübergehend unterbrochen.

Krim | Ein ukrainischer Drohnenangriff | Evakuierung
Straßensperre in der Nähe des attackierten MunitionslagersBild: STRINGER/AFP

Die ukrainische Armee hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete gestartet. Dabei gab sie auch das Ziel aus, die Krim wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Über die Halbinsel verläuft ein Großteil des Nachschubs der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine. Erst Anfang der Woche war die 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die Krim durch eine Attacke beschädigt worden.

Stoltenberg sichert Selenskyj Unterstützung zu

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russlands Rückzug aus dem internationalen Abkommen für Getreideexporte über das Schwarze Meer heftig kritisiert. „Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, auf Schärfste“, teilte er nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit. Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite, versicherte Stoltenberg. Das von Russland angegriffene Land sei der NATO nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.

Auch Selenskyj drängte auf die Weiterführung der Getreideexporte über das Schwarze Meer. „Jede Destabilisierung in dieser Region und die Störung unserer Exportrouten bringt Probleme mit entsprechenden Folgen für alle Menschen auf der Welt mit sich“, sagte er in seiner Videoansprache am Samstagabend. Der Anstieg der Lebensmittelpreise sei das kleinste Problem dabei.

Litauen NATO Gipfel Stoltenberg Selenskyj
Trafen sich vor anderthalb Wochen beim NATO-Gipfel persönlich: Wolodymyr Selenskyj (l.) und Jens StoltenbergBild: Mindaugas Kulbis/AP Photo/picture alliance

Mit Stoltenberg habe er Schritte zur Beseitigung der Seeblockade und zur Sicherstellung des Getreidekorridors besprochen, berichtete Selenskyj. Eine Sitzung des gerade gegründeten Ukraine-NATO-Rats könne dabei helfen, die Sicherheitskrise im Schwarzen Meer zu überwinden, meinte der Staatschef. Das Gremium werde in der kommenden Woche auf Botschafterebene über die Lage beraten, teilte die NATO mit. Die Sitzung sei auf Wunsch von Selenskyj angesetzt worden.

Russland hatte das Getreideabkommen am vergangenen Montag auslaufen lassen. Der Kreml setzte damit seine Blockade ukrainischer Häfen wieder in Kraft und drohte Schiffen auf dem Weg zu diesen Häfen mit Angriffen. Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit vergangenem Sommer ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel ins Ausland zu exportieren.

Streumunition trifft auch Kriegsreporter

Russland hat den Westen für den Tod eines russischen Journalisten in der Ukraine „voll mitverantwortlich“ gemacht. Bei dem Angriff handle es sich um ein „abscheuliches und vorsätzliches Verbrechen“, das von der Ukraine und ihren westlichen Unterstützern begangen worden sei, erklärte das Außenministerium in Moskau. Es kündigte eine entsprechende „Antwort“ an. Die Verantwortlichen für dieses „brutale Massaker“ würden „unvermeidlich die Strafe erhalten, die sie verdienen“ – auch jene, die die Streumunition an die Ukraine geliefert hätten.

Zuvor hatte die russische Armee mitgeteilt, dass bei einem ukrainischen Angriff in der südukrainischen Region Saporischschja der für die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti arbeitende Reporter Rostislaw Schurawljow getötet worden sei. Laut Ria Nowosti wurden drei weitere Journalisten verletzt. Das russische Militär warf der Ukraine vor, bei diesem Angriff Streumunition eingesetzt zu haben.

Bei Dreharbeiten im Osten der Ukraine war am Samstag Ievgen Shylko, ein Kameramann der Deutschen Welle, durch russische Streumunition verletzt worden. DW-Korrespondent Mathias Bölinger und ein Sicherheitsbegleiter überstanden den Angriff im Donbass unverletzt.

Standbild DW TV | Mathias Bölinger
Berichtet für die DW aus der Ukraine: Mathias Bölinger (Archivfoto)Bild: DW

DW-Intendant Peter Limbourg nahm den Vorfall zum Anlass, um auf die schwierige Arbeit der im Kriegsgebiet tätigen Journalisten hinzuweisen. „Diese riskieren täglich ihr Leben, um über den russischen Angriffskrieg zu berichten – Ihnen gebührt mein größter Respekt und Dank“, erklärte Limbourg.

Panzer-Reparaturzentrum in Gliwice nun in Betrieb

Polen hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Instandsetzung von Panzern aus der Ukraine eröffnet. Die Einrichtung in der Stadt Gliwice (Gleiwitz) im Süden des Landes habe den Betrieb aufgenommen, twitterte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Die ersten beiden Kampfpanzer vom deutschen Typ Leopard seien dort eingetroffen.

Polen lässt russische Tennisspielerin nicht einreisen

Der russischen Tennisspielerin Vera Swonarewa ist die Einreise nach Polen verwehrt worden. Die Doppel-Partnerin der Deutschen Laura Siegemund hatte nach Angaben des polnischen Innenministeriums versucht, mit einem von Frankreich ausgestellten Visum von Belgrad aus nach Warschau zu kommen, wo sie an einem WTA-Turnier teilnehmen wollte. Swonarewa wurde demnach am Flughafen der polnischen Hauptstadt gestoppt. Der 38-Jährige musste im Transitbereich bleiben und flog später in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica weiter.

Swonarewa steht in Polen auf einer Liste „unerwünschter Personen“, die im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammengestellt wurde. Polen lasse keine Menschen ins Land, „welche die Handlungen Russlands und von Belarus unterstützen“, hieß es aus Warschau.

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