Bei der Präsidentschaftswahl in Sierra Leone hat Amtsinhaber Julius Maada Bio laut der Wahlkommission gewonnen. Mit 56,17 Prozent wurde er für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Bios Rivale Samura Kamara – ein Wirtschaftswissenschaftler – von der größten Oppositionspartei All People’s Congress (APC), kam demnach bei der Abstimmung vom Samstag auf 41,16 Prozent der Stimmen. Er erklärte, dass er Wahlergebnis „kategorisch“ ablehne. Das Ergebnis sei nicht glaubwürdig, schrieb er auf Twitter.
EU-Wahlbeobachter berichten von Gewalt
Wahlbeobachter der Europäischen Union sagten auf einer Pressekonferenz, ein Mangel an Transparenz und Kommunikation seitens der Wahlbehörde habe nach ihrer Einschätzung zu Misstrauen beim Wahlprozess geführt. Sie hätten zudem Berichte von gewaltsamen Vorfällen in sechs Regionen erhalten, gaben die Beobachter an. Außerdem seien sie an sieben Wahllokalen während der Öffnungszeiten und drei anderen während der Schließung und der Auszählung der Stimmzettel selbst Augenzeugen von Gewalt geworden.
Die Beobachter verurteilten auch das gewaltsame Vorgehen gegen die Opposition durch die Polizei am Sonntag. Sicherheitskräfte hatten Tränengas auf die Parteizentrale des APC abgefeuert. Die Beamten hätten eine Menschenansammlung auflösen müssen, aus der heraus „Leute auf der Straße drangsaliert“ worden seien, begründete die Polizei ihr Vorgehen.
Oppositionskandidat Kamara erklärte im Onlinedienst Twitter, die Sicherheitskräfte hätten auch scharfe Munition eingesetzt. Nach Angaben einer APC-Sprecherin wurde dabei eine Frau getötet. Die Polizei hat das Todesopfer bisher nicht bestätigt.
Bereits am Mittwoch hatte es an der APC-Parteizentrale Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Parteianhängern gegeben, nachdem die Partei zu landesweiten „friedlichen“ Protesten aufgerufen hatte.
Präsident Bio wandte sich am Montag nach der Veröffentlichung von Zwischenergebnissen an die Nation und rief die Bürger dazu auf, Frieden zu bewahren. „Wir alle haben ein Interesse an Frieden – während und nach der Bekanntgabe der Ergebnisse dieser Wahlen“, sagte er in einer Fernsehansprache. In dem westafrikanischen Küstenstaat waren am Samstag auch das Parlament und Gemeinderäte neu bestimmt worden.
Sierra Leone gehört nach dem Index der Vereinten Nationen zu den ärmsten Ländern der Welt.