Aktuell: Drohen am AKW Saporischschja Provokationen?

Von | 5. Juli 2023

Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine vor. Bereits in der Nacht zum Mittwoch würden die ukrainischen Streitkräfte versuchen, das AKW mit Raketen und Drohnen anzugreifen, behauptete Renat Kartschaa, Berater des Chefs der russischen Atomenergiebehörde, Rosenergoatom, im Staatsfernsehen.

Dagegen erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, er habe seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron vor „gefährliche Provokationen“ Russlands am Kernkraftwerk Saporischschja gewarnt. Der ukrainische Generalstab schrieb in seinem täglichen Lagebericht über angebliche Sprengkörper auf dem Dach des AKW, deren Explosion den Eindruck eines Beschusses wecken sollten. Die Sprengsätze seien an den Dächern des dritten und vierten Reaktorblocks angebracht, sollen die Reaktoren selbst aber wohl nicht beschädigen, heißt es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs. Die Ukraine werde nicht gegen die Normen des Völkerrechts verstoßen, betonte die Militärführung in Kiew zugleich.

IAEA Director General Grossi visits Zaporozhye Nuclear Power Plan
IAEA-Direktor Rafael Grossi (M.), rechts der Direktor von Rosenergoatom, Renat Karchaa, bei einem Treffen im März 2023Bild: Erik Romanenko/TAS/dpa/picture alliance

Genau das wirft Kartschaa den Ukrainern vor. Demnach soll nicht nur das AKW beschossen werden, sondern auch zeitgleich eine mit Atomabfällen bestückte Bombe abgeworfen werden. Beweise für diese Anschuldigung brachte der hochrangige Moskauer Beamte allerdings nicht vor. Russische Truppen halten das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine seit März 2022 besetzt.

Die Nuklearanlage ist während der Gefechte mehrfach unter Beschuss geraten, was international die Sorge vor einer Atomkatastrophe weckte. Aus Sicherheitsgründen wurde die Anlage inzwischen heruntergefahren. Eine Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist vor Ort.

Biden und Scholz stimmen sich ab

Eine Woche vor Beginn des NATO-Gipfels in Litauen haben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden telefoniert. Das Weiße Haus teilte mit, es sei um eine Reihe von Themen gegangen, mit denen sich die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel befassen – darunter Möglichkeiten, wie das Militärbündnis weiter gestärkt werden kann. Der Gipfel findet kommende Woche Dienstag und Mittwoch in der litauischen Hauptstadt Vilnius statt.

Deutschland USA Joe Biden und Joe Biden
US-Präsident Biden (l.) und Kanzler Scholz – hier im März 2022 – haben sich vor dem NATO-Treffen in Vilnius telefonisch abgestimmtBild: Martin Meissner/AP Photo/picture alliance

Zu den zentralen Themen gehört die Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland. Es soll aber auch um das heikle Thema der Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten und um die Stärkung der Abschreckung gehen.

Selenskyj begrüßt Amtszeitverlängerung von Stoltenberg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verlängerung der Amtszeit von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßt. Er habe Stoltenberg für seine „persönlichen Bemühungen“ zur Unterstützung der Ukraine und ihres Strebens nach Mitgliedschaft in den westlichen Bündnissen gedankt, erklärte Selenskyj nach einem Telefonat mit Stoltenberg. „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Zusammenarbeit auch in Zukunft fruchtbar sein wird.“

Videostill | Jens Stoltenberg im DW-Interview
NATO-Generalsekretär Stoltenberg, hier im Interview mit der DWBild: DW

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Stoltenberg ein weiteres Jahr bis zum 1. Oktober 2024 im Amt bleiben wird. Der frühere norwegische Regierungschef hat das Amt des NATO-Generalsekretärs seit Oktober 2014 inne und wollte zum Herbst eigentlich ausscheiden. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hatte er zugunsten des Bündnisses auf einen Wechsel an die Spitze der norwegischen Zentralbank verzichtet.

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

haz/ust (dpa, rtr, afp)

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