Israels Kriegskabinett hat über eine Reaktion auf den iranischen Angriff beraten. Laut Medienberichten soll es eine entschiedene Antwort geben, die aber keinen offenen Krieg auslöst. Und sie soll bald erfolgen.
Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat das Kriegskabinett um Premierminister Benjamin Netanyahu über eine Reaktion beraten. Bei der fast dreistündigen Sitzung seien verschiedene Reaktionen mit unterschiedlichen Ausmaßen diskutiert worden, berichtete der TV-Sender Channel 12. Demnach solle der Iran bestraft werden, ohne jedoch damit einen größeren Krieg auszulösen.
Angst vor einer Eskalation: Israelisches Kriegskabinett tagt erneut nach Iran-Angriff
Baldige Reaktion?
Auch die „Times of Israel“ berichtet, das Kriegskabinett habe sich entschieden, eine „energische“ Antwort zu geben, die die Botschaft vermitteln soll, dass Israel einen Angriff dieses Ausmaßes nicht ohne Reaktion durchgehen lassen wird. Was das konkret bedeutet, blieb jedoch offen. Laut den Berichten soll die Reaktion schon bald erfolgen – möglicherweise noch heute.
Zuvor hatte es von Regierungsvertretern und der Armee bereits geheißen, dass es eine Reaktion – in welchem Ausmaß auch immer – geben werde. So erklärte etwa der israelische Generalstabschef Herzi Halevi, Israel berate noch über seine nächsten Schritte, doch auf den iranischen Großangriff werde es eine Antwort geben. Das sagte er auf dem Luftwaffenstützpunkt Nevatim, der bei den Attacken leicht beschädigt worden war.
Aufrufe zur Deeskalation
International riefen indes zahlreiche Länder zur Deeskalation auf. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock pochte auf die Einhaltung des Völkerrechts. „Das Recht auf Selbstverteidigung bedeutet die Abwehr eines Angriffs. Vergeltung ist keine Kategorie im Völkerrecht,“ sagte die Grünen-Politikerin bei einer von Frankreich und Deutschland organisierten Hilfskonferenz für den Sudan in Paris. Ein Flächenbrand in der Region sei zu verhindern.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte ebenso Israel aufgerufen, zur Deeskalation beizutragen. Die weitgehend erfolgreiche Abwehr der rund 300 Drohnen und Raketen sei „ein Erfolg, der vielleicht auch nicht verschenkt werden sollte“, sagte Scholz in Shanghai. „Deswegen auch unser Ratschlag, selbst zur Deeskalation beizutragen.“ Scholz richtete aber auch erneut eine Warnung an den Iran. Der erste Angriff auf israelisches Territorium überhaupt sei eine „schlimme Eskalation“ gewesen, die nicht hätte stattfinden dürfen, sagte er.
Guterres für „maximale Zurückhaltung“
Ähnlich äußerte sich auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Wir werden alles tun, um einen Flächenbrand, also eine Eskalation, zu verhindern“, sagte er im französischen Fernsehen. Man wolle Israel davon überzeugen, dass eine Antwort auf den iranischen Angriff keine weitere Eskalation sein sollte.
Der britische Außenminister David Cameron betonte im Gespräch mit dem Sender Times Radio, Israel habe als unabhängiges souveränes Land jedes Recht, auf einen solchen Angriff zu reagieren. Doch auch Großbritannien wolle eine Eskalation vermeiden und rate „unseren Freunden in Israel, dass es an der Zeit ist, sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Herzen nachzudenken“. UN-Generalsekretär António Guterres forderte von allen Seiten „maximale Zurückhaltung“. „Weder die Region noch die Welt können sich einen weiteren Krieg leisten“, sagte Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
Biden sicher Israel Solidarität zu
Aus dem Weißen Haus kam Unterstützung für Israel. US-Präsident Joe Biden sagte bei einem Treffen mit dem irakischen Regierungschef Mohamed Schia al-Sudani in Washington, er wolle sich „für eine Waffenruhe einsetzen, die die Geiseln nach Hause bringt und verhindert, dass sich der Nahost-Konflikt noch stärker ausbreitet, als es schon der Fall ist“. Zuvor hatten die USA bereits deutlich gemacht, dass sie Israel bei einem möglichen Gegenschlag gegen den Iran nicht unterstützen würden.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, wollte nicht sagen, ob die USA über die israelischen Reaktionspläne unterrichtet worden sind oder dies erwarten. „Wir überlassen es den Israelis, sich dazu zu äußern“, sagte er vor Reportern. „Wir sind nicht in ihren Entscheidungsprozess über eine mögliche Reaktion eingebunden“, sagte Kirby.