Reisende in Deutschland brauchen weiter starke Nerven: Die Flugbegleiter der Lufthansa sind zum Streik aufgerufen – am Dienstag für Abflüge von Frankfurt, am Mittwoch von München aus. Laut Konzern sind 100.000 Passagiere betroffen.
Die Kabinengewerkschaft UFO (Unabhängige Flugbegleiter-Organisation) hat die rund 19.000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline für Dienstag und Mittwoch zum Streik aufgerufen. Bestreikt werden jeweils von 4 bis 23 Uhr am Dienstag alle Abflüge von Frankfurt und am Mittwoch alle Abflüge von München, teilte die UFO mit.
Die UFO betonte, der Konzern habe erst am Donnerstag ein Rekordergebnis in Höhe von fast 1,7 Milliarden Euro Nettogewinn verkündet – das drittbeste in der Konzerngeschichte. „Die Kabine muss nun auch an diesem Erfolg beteiligt werden und die Zugeständnisse, die während der Corona-Krise gemacht wurden, müssen ausreichend kompensiert werden“, sagte Joachim Vázquez Bürger, UFO-Vorstandsvorsitzender.
Harry Jaeger, Gewerkschaft UFO, zu den bevorstehenden Warnstreiks des Lufthansa-Kabinenpersonals
Konzern: „Tarifauseinandersetzung ohne Not“
Nach Angaben der Lufthansa werden von dem Streik voraussichtlich rund 100.000 Passagiere betroffen sein. „Wir bedauern, dass jetzt gestreikt statt verhandelt wird und die Gewerkschaft die Tarifauseinandersetzung ohne Not auf dem Rücken unserer Gäste austrägt“, sagte Lufthansa-Personalchef Michael Niggemann. „Wir bleiben dialogbereit und fordern die UFO auf, sich mit uns wieder an den Verhandlungstisch zu setzen.“
Wenige Wochen vor Beginn der Osterferien hatten die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline am Mittwoch bei einer Urabstimmung der UFO für Streiks gestimmt.
Gewerkschaft fordert Ausgleichsprämie
Für die rund 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1.000 Kräfte der Cityline fordert die UFO im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. In den getrennten Tarifverhandlungen hatte sie die jeweiligen Angebote als unzureichend abgelehnt.
Die 1992 gegründete UFO vertritt als Spartengewerkschaft ausschließlich Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen vorrangig bei Condor und im Lufthansa-Konzern. In einzelnen Flugbetrieben konkurriert sie mit der DGB-Gewerkschaft ver.di, die ebenfalls das fliegende Personal organisieren will. Eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den beiden verfeindeten Gewerkschaften ist unwahrscheinlich.
Mehrere Tarifkonflikte bei der Lufthansa
Die Lufthansa befindet sich in mehreren Bereichen in Tarifkonflikten. Ver.di hatte das Bodenpersonal der Lufthansa in der zurückliegenden Woche für Donnerstag und Freitag zu Warnstreiks aufgerufen, um vor der geplanten fünften Tarifrunde am 13. und 14. März den Druck auf die Fluggesellschaft zu erhöhen. Die letzten Auswirkungen des Ausstands waren noch am Samstagmorgen mit einigen Flugausfällen und Verspätungen zu spüren.
Zuvor hatten die Beschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo ihre Arbeit niedergelegt. Wiederum davor waren Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training bestreikt worden.
Im Nach-Corona-Jahr 2022 verzichtete UFO als einzige Gewerkschaft im Lufthansa-Konzern auf Arbeitskampfmaßnahmen. Im Tarifabschluss wurden vor allem die unteren Lohngruppen angehoben, während die Inflationsausgleichsprämie auf die jetzt laufende Tarifrunde vertagt wurde.